Frage 1
Frau Hetzmannseder, sind Sie eigentlich gerne Pionierin?
Ich wollte eigentlich nur fliegen. Erst bei der Aufnahmeprüfung habe ich erfahren, dass ich eine der ersten Frauen sein würde, wenn ich durchkomme. Pionierin zu sein – das war überhaupt nicht mein Ziel, sondern eher ein Beiwerk.
Frage 2
Dann halt einfach Pilotin. Warum haben Sie sich damals diesen Beruf ausgesucht?
Ich habe es mir so schön vorgestellt. Mit 16 habe ich am Münchner Flughafen ein Flugzeug im Landeanflug über mir gesehen und ich wusste: Da will ich vorne drinsitzen. Mit Anfang 20 habe ich dann die Piloten-Ausbildung bei Lufthansa begonnen. Weil Lufthansa zuvor Einstellungsstopp hatte, habe ich vorher einige Semester Musikerziehung studiert. Um die Wartezeit zu überbrücken – und als Plan B.
Frage 3
Mit welchen Herausforderungen und vielleicht auch Vorurteilen hatten Sie zu kämpfen?
Ich bin fast nur mit Jungs groß geworden. Ich habe einen Bruder, war immer Mitglied einer Männer-Clique. Mir hat es auch später bei Lufthansa großen Spaß gemacht, mit Männern zusammenzuarbeiten. Ich musste nie gegen irgendjemanden kämpfen. Wenn es blöde Bemerkung gab, habe ich eine blöde Bemerkung zurück gemacht. Als später dann mehr Frauen in die Cockpits kamen, habe ich mich sehr gerne mit denen ausgetauscht – unter Gleichgesinnten sozusagen. Und bin auch sehr gerne mit den weiblichen Kolleginnen geflogen.
Frage 4
Sind Frauen im Cockpit denn mittlerweile etwas ganz Normales?
Man schaut immer noch hin, wenn einem eine Frau mit drei oder vier goldenen Streifen auf der Schulter begegnet. Damit meine ich sowohl die Passagiere als auch mich. Auch heutzutage.
Frage 5
Haben Sie Kinder?
Ich habe zwei Jungs, die sind mittlerweile 17 und 19 Jahre alt.
Frage 6
Wie haben Sie das mit dem Piloten-Beruf unter einen Hut gebracht?
Mein Mann hat als Elektro-Ingenieur in Teilzeit gearbeitet, wir hatten zudem den Luxus, Omas und Opas vor Ort zu haben. Und auch ich habe bei Lufthansa viele Jahre in Teilzeit gearbeitet – da bietet das Unternehmen tolle Lösungen an.
Frage 7
Vermissen Sie das Fliegen?
Ich genieße jetzt die Urlaube und dass ich mal wohin fliegen kann, um dort auch einige Zeit zu bleiben und nicht immer sofort zurück fliegen zu müssen.
Frage 8
Würden Sie sich wieder für den Pilotenberuf entscheiden?
Es waren 30 spannende Jahre bei Lufthansa. Wäre ich noch einmal 20 Jahre alt – ich würde jederzeit wieder Pilotin werden.